Traditionelle Spielweise beim Didgeridoo - was ist das ?


Das Wort "traditionell" heißt: "Überliefert".

Da die Kultur der Aborigines keine Schrift kannte, wurden alle Songs, alle Tänze, alle Bilder, alle vom Didgeridoo gespielten Stücke, einfach alles Wissen  mündlich überliefert.

Die Stücke, die auf dem Didgeridoo (Yidaki/Mago) gespielt werden, sind mit den entsprechenden charaktistischen Instrumenten der betreffenden Gegend entstanden und gewachsen.

Dabei gilt: Alles, was auf dem Yidaki/Mago gespielt wird, begleitet den Songman und die Tänzer. Es ist "unveränderlich", Solo-Passagen und "Egotrips" wie bei uns im Blues gibt es nicht. Der Yidakispieler kann einfach nicht länger spielen, als der Songman singt und die Tänzer tanzen, sonst müssen die anderen auf ihn warten, und die gesamte "Choreographie" geht den Bach runter. Was dann gespielt wird, ist im Gegensatz zum zeitgenössisch gespielten Didgeridoo sehr festgelegt.

Und was auf dem entsprechenden Instrument gespielt wird, hängt maßgeblich von der Sprache ab, die von den Spielern gesprochen wird. So ist zeitgenössisch gespieltes Didgeridoo nicht gleich zeitgenössisch gespieltes Didgeridoo, Unterschiede entstehen durch die Lautbildung, die die Zunge verursacht. Ein französischer Didgeridoospieler klingt anders als ein japanischer und anders als ein deutscher, im Grunde genommen ist es wie beim Rap auch. Soweit bekannt ist, haben viele Aboriginessprachen enorm viele retroflexe Laute (z.B. "ng" und viele mehr, die es im Deutschen gar nicht gibt), das macht natürlich ein anderes Klangbild, als auf deutsch. Also hat man nur die Möglichkeit, sich anzunähern, und zu versuchen, diese Laute im rhythmischen Kontext richtig nachzumachen. Oder eben, für den Nordost-Arnhemland-Style Yolngu Matha zu lernen, die Sprache der Yolngu in Nordost-Arnehmland, deren bekanntester Yidaki Master Djalu Gurruwiwi ist.

Oder man findet einen Lehrer wie Jeremy Cloake, der viele Jahre in Yirrkala bei Djalu gelebt hat, und der das traditionelle Spiel und seine Grundtechniken auf Tourneen unterrichtet. Er hat eine auch für uns Westler leicht verständliche Lern-CD herausgebracht, "Balanda Yidaki Dhukarr" (der weiße Weg zum Yidaki), mehr Infos zur Lern-CD finden Sie hier.

Mad Matt unterrichtet ebenfalls auf Wunsch traditionelle Spieltechniken, die er bei Djalu Gurruwiwi, Milkayngu Munungurr, Jeremy Cloake und Sven Molder gelernt hat. So gut er es eben kann.

Sven Molder ist jedoch der Mann mit deutlich mehr Fachwissen und Unterrichtserfahrung für traditionelle Spieltechniken in Deutschland.

 

Traditionell als Abgrenzung

Das Wort traditionell wird manchmal in eigentümlichen Zusammenhang vor allem von weißen Spezialisten, die sich gerne als Gurus und Verteidiger von indigener Kultur in Europa sehen , verwendet : Sie spielen (wahrscheinlich als die Einzigen in Europa) traditionell Didgeridoo.

Es wird so dargestellt, dass traditionelles Spielen das einzig Wahre ist und alles Andere Schrott. So wird es sehr exclusiv, diskriminierend und geringschätzig gegenüber denen, die sich bemühen, ihren eigenen Stil zu finden.

Wer das tut, hat es als Einziger in Europa nötig , seine eigene Qualität des Spielens dadurch zu definieren, dass sie andere schlecht machen, weil die ja nicht mal traditionell spielen.

Das hat lange Zeit dazu geführt, daß viele Spieler und Spielerinnen nur zeitgenössisch gespielt haben, oder nur traditionell, und die jeweils andere Spielweise wurde etwas phobisch behandelt. Das ist allerdings schade, denn man kann als zeitgenössischer Spieler auch traditionelle Techniken lernen und anfangen, sie in sein eigenes Spiel zu integrieren. Vielleicht bekommt man dadurch ja Appetit, mehr davon zu lernen, und auch zeitgenössische Techniken haben was für sich beim Meditieren oder Trance/Techno, wie man bei Ondrej Smeykal z.B. eindrucksvoll hören kann.

Es gibt nun mal beides: Country UND Western :-)

Die Qualität des Didgeridoo, die Mad Matt am meisten mag, ist, dass jeder seine eigenen Tunes darauf spielen lernen kann und dass seine Schüler, wenn er Ihnen im Unterricht die Bausteine und den Zement in die Hand gibt, anfangen, sich selbst das Haus zu bauen.

Und das heißt im Konkreten, dass jeder sich selbst darauf spielen lernt, seinen eigenen Rhythmus suchen und finden kann. Das ist es, was Mad Matt den Leuten beibringen will.

Und wenns nach 15 Jahren zeitgenössisch dann irgendwann traditioneller wird, hat man wenigstens noch nach der Rente was übrig zum Lernen.


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